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Nicht untergehen

Gedanken zum Sonntag, 22. Oktober 2023

von Pfarrerin Ines Fetzer

Das Meer ist gefährlich. Die Bilder der Ostseesturmflut machen es deutlich. Seenotrettung, THW und Feuerwehr waren im Einsatz. Die Systeme funktionierten, Gott sei dank. Die Hilfsbereitschaft hoffentlich auch. Rettung in Seenot ist Pflicht auf hoher See, denn jeden kann es treffen. Gegenseitige Hilfe tut Not.
Nicht nur die großen Ozeane bergen Gefahren, auch das scheinbar sanfte Mittelmeer hat seine Tücken.
Wer nicht mit guten Schiffen unterwegs ist, gerät leicht Gefahr. Für die Flüchtenden unserer Zeit ist es ein lebensgefährlicher Ort. Neenotrettung ist schwierig. Niemand möchte andere ertrinken sehen, doch die Menschen sind nicht gerade willkommen.
Wem die Wellen buchstäblich über dem Kopf zusammenschlagen, der klammert sich an alles, was tragen kann. Und wer hinzukommt, hilft oder ist ein Schuft. So ist es, seit Menschen über die Meere fahren.
Auch Paulus erlebte das, so berichtet es die Apostelgeschichte. Er sollte in Rom vor Gericht gestellt werden. Als Gefangener wurde er mit dem Schiff von Kleinasien über das Mittelmeer gebracht. Die Mannschaft geriet in schwere Herbststürme. Wochenlang befand sich das Schiff in größter Gefahr. Trug der Glaube, der Paulus ergriffen hatte und den er überall verkündete. Nutzte es ihm in höchster Not?
Der Apostel hätte die Reise lieber nicht angetreten. Er hatte die Verantwortlichen vor den Herbststürmen gewarnt. Doch als alle verzweifelt in Todesangst erstarrten, blieb Paulus zuversichtlich. "Wir werden gerettet werden" verkündete er, "auch wenn das Schiff verloren geht." Die Mannschaft vertraute ihm und konnte sich retten, als das Schiff vor Malta zerbrach. Schwimmend erreichten die Menschen das Ufer und wurden von den überraschten Maltesern versorgt.
Verluste waren zu beklagen, doch untergegangen waren sie nicht. Manchmal muss das reichen. Manchmal ist das schon viel.