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Es ist Gott zu verdanken

Gedanken zum Sonntag, 1. Oktober 2023 (Erntedankfest)

von Pfarrer Eckhard Sckell

Wir feiern heute Erntedank. Wir feiern den Reichtum, der uns geschenkt ist. Wir feiern, dass wir unser Leben nicht besitzen, sondern verdanken. Wie oft hängen wir dem Irrglauben an, wir hätten alles selbst im Griff. Wir geben uns der Illusion hin, uns gegen alles Mögliche abzusichern. Wir denken: Wenn wir genügend Hab und Gut haben, kann uns nichts mehr passieren. Ein gut gefülltes Konto lässt uns ruhiger schlafen.
Jesus antwortet uns in einem Gleichnis. Es erzählt von einem reichen Kornbauern, der sich um nichts mehr Sorgen machen möchte, der einfach nur noch seine Ruhe haben möchte. Er sagt zu sich selbst: „Nun hast du riesige Vorräte, die für viele Jahre reichen. Gönn dir Ruhe. Iss, trink und genieße das Leben!“ Ein sorgenfreies Leben – das wäre es doch. Dafür tut der Kornbauer alles. Dann hat er endlich Ruhe. (Lk 12,15-21)
Heute sorgen sich bei uns eher die, die unter den gestiegenen Lebensmittelpreisen leiden. Einen immer größeren Teil ihres Einkommens müssen sie für Essen und Trinken ausgeben. Die Armut in unserem Land wird nicht weniger. Sie wird mehr. Und wenn man die Weltbevölkerung betrachtet, sieht man, dass immer mehr Menschen an Hunger leiden und nicht einmal das Notwendigste haben. Oder sehen wir die Menschen, die schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden und deren Existenz zerstört wird durch Dürrekatastrophen, Fluten und Überschwemmungen. All diese Menschen können dem reichen Kornbauern nur Unverständnis entgegen bringen: Dessen Probleme möchte ich mal haben!
So würden viele Menschen in unserer Welt sagen, wenn sie uns jammern hören, wie schlecht es uns geht: Deren Sorgen möchte ich haben. Aber das sehen wir nicht. Sorgen verengen den Blick. Sie kapseln uns ab von den anderen. Jammern auf hohem Niveau.
Deshalb tut es gut, sich am Erntedankfest die Augen öffnen zu lassen. Es ist nicht unsere Leistung, dass wir alles zu Leben haben, was wir brauchen. Es ist einzig Gott zu verdanken. Ich gebe zu. Viel zu oft, ist mir das nicht bewusst. Heute lasse ich mich aber gerne daran erinnern und hoffe, dass ich morgen auch danach handele.