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Früher war alles besser?

Gedanken zum Sonntag, 16. Juli 2023

von Pfarrerin Ines Fetzer

"​ Früher war alles besser" - eine verführerische Schlußfolgerung. Denn der Blick zurück veredelt oft die Vergangenheit, macht sie besser als sie war. Von den sprichwörtlichen Fleischtöpfen Ägyptens haben die Israeliten selten etwas gesehen. Bei ihnen stand meist nur Brot auf dem Speiseplan. Doch vom Wissen daran ist im Rückblick nichts geblieben. Und das macht es schwer, sich mit der Gegenwart anzufreunden oder gar in die Zukunft zu schauen. „Wären wir doch gestorben, wären wir doch tot!“, erklärten die Israeliten. Drastischer kann man die Verzweiflung nicht ausdrücken, die entsteht, wenn man den Glauben an die Zukunft verliert und sich in schwärmerische Träume über die Vergangenheit ziehen läßt.
Dabei kann ein realistischer Blick auf die Vergangenheit durchaus helfen. Wer genauer nachdenkt, erkennt, daß vielleicht manches früher besser war als heute, aber doch gewiß nicht alles. Jede Zeit hat neue Herausforderungen, bringt Gutes und Schlechtes mit sich.
Wer nicht nur wehmütig zurückschaut, sondern auch nach vorn, der braucht sich nicht länger nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurückzusehnen, sondern kann von dem leben, was buchstäblich vor seinen Füßen liegt. Für die Israeliten waren es Wachteln am Abend und Manna am Morgen. Brotähnliche Körner, die sich im Tau der Wüste fanden,„Das ist das Brot, das Gott euch gibt.“ erklärte Mose.
Von nun an sollten sie jeden Tag aufs neue finden, was sie zum Leben brauchten, jeder genug für einen Tag.   Die Rettung war anders gekommen als erwartet. Alles im Leben war anders gekommen als erwartet. Die gute alte Zeit kam nicht zurück, und was das neue Zeit bringen würde war ungewiss. In der Wüste wussten die Israeliten von nun an nur eins: Gott würde sie leiten und versorgen, damit kann man die Zukunft meistern.