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Gott lässt sich in die Arme nehmen

Gedanken zu Weihnachten, 24. Dezember 2023

von Pfarrerin Ines Fetzer

Fast jeder kennt die Geschichte von Maria und Josef und dem Kind, das in einem Stall zur Welt kommt. Eigentlich keine großartige Geschichte, eher eine armselige. Mit gesundem Menschenverstand allein ist Weihnachten kaum zu verstehen. Es bedarf der göttlichen Erklärung. Den Hirten erklären die Engel, was hier vorgefallen ist. Die Könige folgen einem Stern, einem himmlischen Licht, dass ihnen deutlich machte, was geschehen ist.
Wenn man das Göttliche in der Welt sehen will, muss man zum Himmel sehen - ganz wörtlich wie die Sterndeuter, die dem Licht folgten oder indem man auf die Boten des Himmels hört, so wie es die Hirten taten. Gottes Ankunft auf Erden teilt sich auf himmlische Weise mit. Der Stern und der Engelchor rücken das Ereignis ins richtige Licht, erklären was unerklärlich ist: Gott wurde Mensch und ist nicht mehr zu trennen von diesem Jesus von Nazareth. Er hält die Spannungen aus, die Zerrissenheit der Welt, die Kräche, die Tragödien, er trägt die Schuld - und ist gerade darin Gott.
Das Licht des Himmels ist auf die Erde gekommen, in dem Kind in der Krippe, in dem Leidenden am Kreuz und im Geist Gottes unter den Menschen. Für manche Menschen mag dieses Gottesverständnis eine Anfechtung sein. Ist Gott nicht groß und mächtig und gewaltig? Fordert er nicht Kampf und höchsten Einsatz von uns? Sollte man ihn nicht fürchten? 
Die Weihnachtsbotschaft sagt etwas anderes: Gott wird ein Kind. Er lässt sich nicht durch Säbelrasseln und Krieggedröhn feiern, durch markige Sprüche und welterschütternde Aktionen. Er lässt sich in die Arme nehmen und beschenken. Was für ein Gott!   Mögen andere ihr Heil in Macht und Verängstigung suchen. Unser Heil kommt vom König im Kind, vom menschgewordenen Gott, vom Friedensbringer für die Welt.