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Trauerwellen

Gedanken zum Sonntag, 20. November (Totensonntag)

von Pfarrerin Ines Fetzer

Manchmal will die Trauer nicht vergehen. Ich gebe mir Mühe, aber immer wieder kommen die gleichen Gedanken wieder hoch. Hört das nie auf?
Wenn mir ein geliebter Mensch durch den Tod genommen wird, dann ist das etwas Unumkehrbares. So wie es einmal war, wird es nie mehr werden. Das tut weh. Immer wieder. Manchmal auch noch nach Jahren. Es reicht schon ein Bild, ein Geruch, eine vertraute Szene und schon verkrampft sich der Magen oder die Tränen rollen. Das darf auch so sein. Ich brauche mich auch nach Jahren nicht der Tränen schämen, die ich um einen geliebten Menschen weine. 
Trauer kann zu einem dauerhaften Begleiter werden. Gut, wenn ich das zulassen kann, ohne mich darin zu verlieren. Denn Trauer kommt und geht. Ich kann lachen und weinen, manchmal sogar gleichzeitig. Um mich herum ist immer auch Leben, das ich ergreifen kann. Schöne Momente, Zuwendung, Genuss - nicht alles wird schal, weil einer fehlt. "Lass auch das Leben zu," möchte ich mir und anderen zurufen.
Trauer kommt in Wellen und mit der Zeit werden die Wellen flacher bis sie irgendwann ihre Bedrohlichkeit verlieren und nur noch hin und wieder meine Aufmerksamkeit erlangen.
Ihr habt nun Traurigkeit, sagt Jesus zu seinen Jüngern beim Abschied, aber ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen. 
Die Freude kehrt zurück. Und irgendwann auch für immer.